von Gerd Bergmann, 5. August 2020

Systeme der Beil Group sichern den Plattennachschub
C.H. Beck druckt kleine Buchauflagen im Rollenoffset

Die Druckerei C. H. Beck (Nördlingen) reagiert auf die immer kleineren Buchauflagen mit der Investition in eine hochautomatisierte, für schnelle Plattenwechsel maßgeschneiderte Rollenoffsetmaschine. Den reibungslosen Plattennachschub gewährleistet eine ebenso individuelle Logistik-Lösung von BEIL.

Die bereits 1763 gegründete Druckerei C. H. Beck produziert mit rund 300 Mitarbeitern Broschuren, Hardcover, Loseblattwerke, Zeitschriften, technische Dokumentationen und elektronische Publikationen für den gleichnamigen Verlag und viele weitere Unternehmen. C. H. Beck ist führend in Europa, wenn es um qualitativ hochwertige und seitenstarke Bücher auf dünnem Papier geht.

Im Januar 2020 ging die weltweit modernste Rollenoffsetmaschine für Printprodukte auf Dünndruck- und Werkdruckpapier in Nördlingen in Betrieb. Dies ist insofern bemerkenswert, als deutsche Druckereien zuletzt vor 15 Jahren neue Rollenoffset-Linien für den Bücherdruck aufgestellt haben. C. H. Beck hat diesen langanhaltenden Trend durchbrochen, rund sieben Mio. Euro in eine manroland Goss Lithoman autoprint einschließlich Plattenzuführung bzw. Produktentsorgung investiert und damit eine neue Ära im Offsetdruck für Bücher eingeleitet. Sie ersetzte eine Bücherdruck-Linie, die fast vier Jahrzehnte in Betrieb war.

Mit der Neuentwicklung bei Druckplattenzuführung, Falzapparatekonstruktion und Produktentsorgung wurde technologisches Neuland beschritten, so dass die Druckerei jetzt mit noch höherer Qualität und Produktivität Papiere zwischen 22 und 100 g/qm bedrucken kann. Eine so umfangreiche Bandbreite an Bedruckstoffen war mit den bislang am Markt im Einsatz befindlichen Offset-Druckmaschinen, wie auch den aktuell im Einsatz befindlichen Digitaldruckmaschinen, nicht möglich. Auflagen bis hinunter zu 800 Exemplaren sind mit der hochmodernen Steuerungselektronik nun kein Problem.

 

Sinkende Auflagen führen zu hohem Plattenbedarf

Die Situation in Bereich Buch-Herstellung ist gekennzeichnet von sinkenden Auflagen, aber einer steigenden Titelanzahl. Bücher werden individueller und Buchprogramme werden in immer kürzeren Abständen aktualisiert. Mit der jüngsten Investition hat C. H. Beck den Plattenwechsel und Rüstprozess adressiert. Nun sind sogar Plattenwechsel im laufenden Betrieb möglich. Gleichzeitig kann bei höheren Auflagen die Druckgeschwindigkeit von 35.000 Ex./h voll ausgenutzt werden. Die Maschine soll auch beweisen, dass man mit Offset erfolgreich Bücher in kleinen Auflagen produzieren kann. Rund zwei Jahre vergingen von der Konzeption der Produktionslinie bis zu deren Aufstellung.

Für das Projekt hat die BEIL-Registersysteme GmbH das Logistikkonzept realisiert. BEIL wurde von C H. Beck als flexibles, schlagkräftiges Unternehmen wahrgenommen, dem die Entwicklung zugetraut wurde. Der Kontakt zwischen Beck und Beil besteht schon seit vielen Jahrzehnten – über die in Nördlingen eingesetzten manuellen Geräte. Das jüngste Projekt wurde nun gemeinsam mit manroland Goss und Hans Lüscher umgesetzt.

 

Plattenwagen mit abnehmbaren Gondeln

Die Logistik-Lösung bestehend aus den folgenden Komponenten: Mehrere Plattenwagen mit abnehmbarer Gondel für jeweils acht abgekantete Druckplatten im Plattenformat 1.470 x 1.292 mm, ein neben dem Rollenwechsler installiertes Lift-System, das die abnehmbaren Gondeln (der Wagen bleibt am Boden) auf Galeriehöhe hebt sowie ein Schienensystem auf der Galerie der Druckmaschine zum Bewegen und Puffern mehrerer Gondeln. Dies vereinfacht den Plattentransport und erlaubt eine zuverlässige Anlieferung von Druckplatten direkt an die unteren und die oberen – über die Galerieebene erreichbaren – Druckwerke.

Dieses System der Druckplattenlogistik ist zur vollumfänglichen Auslastung der Rotation unumgänglich, Ein manueller Transport der Druckplatten an die Druckwerke würde das ganze Konzept zunichtemachen. Zudem ist die Vernetzung in der Produktion bei Beck „sehr wichtig“, wie Uwe Bauhammer, Bereichsleiter Druck, bestätigt. Möglichst viele Maschinen sollen dabei einbezogen werden. Stichworte wie automatisierter Auftragsdatenaustausch und Schnittstellen-Automatisierung gehören zur Produktionsstrategie. Die „Verheiratung“ der Gondel und der Druckplattensätze bei der neuen Buchlinie erfolgt beispielsweise über Barcode-Leser. Die Druckaufträge bzw. die zugehörigen Platten auf den Gondeln werden an Monitoren dargestellt.

Die Druckplattenlogistik in diesem Produktionsbereich der Druckerei C. H. Beck ist in Zukunft durch die Integration der kompletten Druckformherstellung zu einem geschlossenen und vollautomatischen System ausbaubar. Aber schon die aktuelle Ausbaustufe führt zu einer Entlastung des Personals. Weniger manuelle Eingriffe bedeuten beispielsweise eine geringere Gefahr der Beschädigung von Platten und die Barcode-Organisation gewährleistet die korrekte Abarbeitung des Produktionsplans.

 

Auch fliegender Plattenwechsel möglich

Der verbesserte Platten-Transport gewährleistet letztendlich den Nachschub für die zahlreichen Plattenwechsel, die manchmal schon binnen weniger Minuten aufeinander folgen. Beck will mit der neuen Produktionslinie trotz kleiner Auflagen rund 1,2 Mio. Seiten pro Stunde bzw. bis zu acht Milliarden Seiten pro Jahr drucken. Die Anlage kann Formathöhen bis zu 200 mm bedienen – ideal für den Taschenbuchbereich. Dank der zwei Druckwerke kann entweder 1/1-farbig mit fliegendem Plattenwechsel oder 2/2-farbig gedruckt werden.

Am 13. Januar 2020 wurde die neue Rollenoffsetmaschine mit dem ersten offiziellen Auftrag – dem Titel „Simenon – Die Marie vom Hafen“ – in Betrieb genommen. In den ersten Monaten ging die Leistung kontinuierlich nach oben. „Rückblickend“, so Druckerei-Leiter Uwe Bauhammer, „war für die Entscheidung für die Plattenlogistik-Lösung durch BEIL genau richtig“. Nach nun einem halb Jahr Erfahrung würde das Konzept aufgehen und die Leistungen entsprächen in vollen Umfang den Erwartungen.